BIER SCHREIBT GESCHICHTE


Die Geschichte des Bieres reicht tief in die Jahrtausende zurück. Es muss wohl so begonnen haben, dass irgend ein aufmerksamer Geist beim Backen eines Brotes das Gären des Kornes entdeckte. Schrifttafeln aus Mesopotamien aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. weisen auf diesen Werdegang hin und liefern den Beweis für die Existenz des Bieres schon zu jener Zeit. Im Ägypten des 2. Jahrtausends vor Christus war das Bier Nationalgetränk; es wurde der Sonnengöttin Orisis zugeschrieben. Die Brauereien befanden sich natürlich im Besitze der Pharaonen, welche die Zuteilungen vornahmen... und zweifellos Steuern einzogen.

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Damals waren die Biere noch süsslich. Die Wirkung des Hopfens wurde erst Jahrtausende später entdeckt, sodass das damalige Bier mit Myrte, Safran und Anis gewürzt wurde. Bier gehörte zu den verderblichen Waren, weshalb das Problem der Haltbarkeit oft mit grauslichen Mitteln wie Ochsengalle und Bilsenkraut angegangen wurde.

Es versteht sich, dass auch die Chinesen ein bierähnliches Getränk herstellten und dafür Reiskörner verwendeten.

Als 800 n. Chr. Karl der Grosse in Rom vom Papst gekrönt wurde gelangte nicht nur ein starker Kaiser, sondern auch ein schlauer Kaufmann an die Macht, welcher sehr schnell das Braurecht an sich riss. In diese Zeit fielen auch die Anfänge der handwerklichen Braukunst – bisher war Backen und Brauen weitestgehend Hausfrauenarbeit.

Die Industrialisierung im letzten Jahrhundert brachte der Bierbranche einen massiven Strukturwandel. Zusammenschlüsse fanden statt.

Diese kurze Zusammenfassung erhebt selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir wollen aber darauf hinweisen, dass Bier Geschichte geschrieben hat und aus der Kultur vieler Gesellschaften bis heute nicht wegzudenken ist.

 


BIERGESCHICHTE UM JAHRESZAHLEN

Um 7000 v. Chr.
Anbau von Gerste und Emmerweizen im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, im Tarimbecken und der Senke von Lob- nor im chinesischen Sinkiang, im Mittellauf des Syrdarja ( Kasakstan) sowie im Pandschab nachweisbar. Diese Erzeugnisse waren schon im
Altertum die Grundstoffe zur Bierbereitung.

Um 4000 v. Chr.
Erste erhaltene Darstellung des Bierbrauens durch die Sumerer auf kleinen Tontaefelchen. Sie befinden sich im Louvre de Paris.

Um 3400 v. Chr.
aelteste bis jetzt bekannte Darstellung von Biertrinkern auf einer bemalten Tonvase der Urukstufe. Fundort: Khafaje/ Irak.

3. Jahrtausend v. Chr.
Entstehung des "Gilgamesch- Epos". In dieser Sage wird der Urmensch "Enkidu" durch den Genuss von Bier und Brot erst zum eigentlichen Menschen.

Um 2700 v. Chr.
aelteste Aufzeichnungen ueber die Bierbereitung und Biersorten aus der Gemdes- Nasr- Periode. Im fruehsumerischen Sprachkreis nennt man die Bierbrote "Bapir" und das daraus entstandene Getraenk "kasch", woraus sich spaeter im slawischen Sprachkreis der Ausdruck "kwas" ableitete. Die Akkader nannten die Biervbrote "bapiru" oder gekuerzt
"piro", woraus spaeter in den slawischen Sprachen sich das Wort "piwo" entwickelt haben duerfte.

2. Jahrtausend v. Chr.
aeltestes bekanntes Braueremblem, die Spitzhacke des babylonischen Brauergottes Marduk.

Um 1800 v. Chr.
Der Kodex Hamurabi, die aelteste Gesetzessammlung der Welt, enthaelt auch zwei Anordnungen ueber die Herstellung und den Verkauf von Bier, sowie Hoechstpreise und Umrechnungsbestimmungen von Getreide zu Bier. Die Stammwuerze der einzelnen Sorten wurde festgelegt, ebenso die Deputatmenge fuer die einzelnen Bevoelkerungsklassen. Diese Gesetztessammlung war auf einem Dioritstein mit Keilschrift geschrieben worden. Er wurde 1902 bei Susa/ Irak gefunden und ist heute im Louvre de Paris.

Um 1600 v. Chr.
Beschreibung einer altaegyptischen Brauerei auf einer Tontafel.
Um 15OO v. Chr.
Bronzezeit in Mitteleuropa. Backteller zur Herstellung von Fladenbroten zur Bierbereitung.

Um 1200 v. Chr.
Bierherstellung auch in China, Peru und Turkmenistan.

Um 800 v. Chr.
Bis jetzt aeltester Nachweis ueber das Bierbrauen auf deutschem Boden durch gefundene Bieramphoren der frueheren Hallstattzeit.
Fundort: Kasendorf bei Kulmbach.

Um die Zeitwende
Die Bierherstellung ist bei fast allen germanischen Staemmen obligatorisch. Auch von den Roemern wird Bier, wenn es auch vielfach als Barbarengesoeff verschmaeht wurde, nicht nur ausserhalb ihres Landes getrunken.

260 n. Chr.
Bierverleger in Deutschland, belegt durch einen bei Trier gefundenen Bierverlegerstein.

358
Aus diesem Jahr stammt ein bei Alzey gefundenes Dolium = Tonfass mit zwei Henkeln. Es enthielt noch Reste einer Braunbiermaische.

ca. 610
St. Gallus bringt durch seinen Hauch ein Bierfass zum Platzen, das fuer ein heidnisches Bieropfer fuer Wotan gedacht war. Dafuer vertrieben ihn spaeter die Bregenzer.

719
Die Lex Alemannorum von Herzog Lantfrit von Schwaben bestimmt fuer die unfreien Bauern u.a. die Abgabe von Bier an die Herrschaft.

720
Bischof Othmar verwandelt die St. Gallus sche Einsiedelei an der Steinach in ein Benediktinerkloster um.

743
Die Lex Bajuwariorum von Herzog Odilo von Bayern bestimmt aehnliche Auflagen wie die Lex Alemannorum.

764
aeltester Nachweis ueber Hopfenanbau in Deutschland bei Geisenfeld/Hallertau.

Um 800
Hopfenanbau auch bei St. Gallen durch Kriegsgefangene und Weihenstephan.

815
Aeltester Nachweis von Muenchener Bier.

816 - 837
Unter Abt Gozbert entsteht der beruehmte Klosterbauplan von St. Gallen, der drei Brauereien vorsah. Eine war fuer die Klosterbesatzung, eine fuer die Armen und Pilger und die dritte fuer das fuer gut zahlende Kundschaft eingerichtete Gaestehaus bestimmt. Das Appenzeller Land wird zum Gerstenlieferanten des Klosters verpflichtet.

1143
Als aelteste erhaltene Brauerei braute das Weihenstephaner Kloster Bier. Nach der Saekularisation verfiel die Brauerei an den bayrischen Staat, der Braumeister ist offiziell Staatsbeamter.

1156
Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, regelt die Rechte der Stadt Augsburg neu und erlaesst dabei Qualitaetsvorschriften fuer das Bier.

Um 1200
Erste Nachweise ueber die Ausfuhr von Bier nach Skandinavien und Flandern von norddeutschen Brauereien. Die Hansestadt Hamburg ist wichtigster Hopfenmarkt, wichtigstes Hopfenanbaugebiet ist das heutige Land Mecklenburg.

1250 - 94
"Koenig" Gambrinus alias Jan Primus, Herzog von Brabant, bekannt als unbaendiger Biersaeufer, Minnesaenger und Weiberheld, endet auf einem Turnier, nachdem er durch eine Bierlist abgelenkt wurde.

15. - 16. Jhdrt.
Staedte und Landesherren draengen mit den Brauerzuenften und durch Brau- und Handelsverbote die dominierenden Klosterbrauereien zurueck. Die Brauerzuenfte werden zu den maechtigsten Zuenften, stellen in Buergerwehren eigene Kampfverbaende auf und uebernehmen Ehrenaemter, wie das Totengraeberwesen z.B. bei den grossen Pestepidemien.

1447
aelteste Fassung des Reinheitsgebotes. Der Rat der Stadt Muenchen bestimmt folgendes: "Item sie sullen auch pier und greussing sieden und prewen nur allein von Gersten, Hopfen und Wasser und sonst nichts darein oder daruntter thun noch sieden oder man straffe es fuer valsch".

1516
Das Reinheitsgebot gilt erstmals fuer ganz Bayern. Erlassen am 24.4. (Georgitag) auf dem Landtag zu Ingolstadt von den gemeinsam regierenden Herzoegen Wilhelm IV. und Ludwig X.. Es ist die aelteste lebensmittelrechtliche Bestimmung der Welt, die heute noch gilt.

1592
Erste europaeische Bierausfuhr nach Nordamerika. Franzoesisches Bier fuer Niederlassungen am St.- Lorenz- Strom.

1648

Waehrend des 3Ojaehrigen Krieges entstanden trotz umfassender Wir ren im deutschen Raum eine vielzahl gewerblicher Brauereien. Bier wird zum preistreibenden Kostenfaktor in der Kriegsfuehrung. Einem Landsknecht standen 15 alte Mass ( = 1,16 ltr.) pro Tag zu.

1700
Die untergaerige Brauweise, die sich bereits im 15. Jhdrt.vermutlich als Folge des Reinheitsgebotes im Sueden ausbreitete, wurde in Bayern obligatorisch. Die Herstellung obergaeriger Weizenbiere war ausschliesslich den kurfuerstlichen Brauhaeusern vorbehalten.

19. Jhdrt.
Erfindungen wie die James Watt sche Dampfmaschine, Louis Pasteur s Hefeerklaerung, Robert Koch s  Hefereinzucht und isobarometrische Abfuellung  etc. leiten auch im Brauereiwesen das revolutionaere Zeitalter der Industrialisierung ein. Bier wurde in
der Herstellung billiger und wurde auch fuer die einfachen Leute und Arbeiter erschwinglich bzw. wurde billiger als andere Getraenke wie Kaffee oder Wein.

1835
Auf der ersten deutschen Eisenbahnfahrt auf der Strecke Nuernberg/Fuerth werden auch zwei Fass Bier der Lederer- Brauerei als Frachtgut transportiert.

1840
Letzter Hexenprozess gegen einen erfolgreichen Braumeister im Grossherzogthum Baden.

1843
Der Tscheche Balling erfindet das Saccharometer (Extraktspindel), ein heute noch unentbehrliches Instrument in der Brauerei.

1870
In der Spatenbrauerei Muenchen beginnen die ersten Versuche mit kuenstlicher Kuehlung unter Carl v. Linde.

1871
Erste internationale Brauereiausstellung und Gruendung des Deutschen Brauer- Bundes in Dresden.

1880

Es gibt die meisten gewerblichen Braustaetten in der Welt, in Deutschland alleine 19 11O. Von diesem Zeitpunkt an nimmt die Zahl der Brauereien staendig ab.

1889
Der gebuertige Altbayer Enzinger konstruiert das erste Bierfilter.

1892
Erfindung des Kronkorkens durch den Amerikaner William Painter.

1900
Bierausstoss in der Welt 252 Mio. hl,  allein in Deutschland 67 Mio.hl

1936
In den USA uebertrifft 3 Jahre nach Aufhebung der Prohibition der Bierausstoss wieder den von Deutschland; letzmalig war dies vor dem 1. Weltkrieg mit 76 Mio. hl gegenueber 7O. Mio. deutschen hl.

50 - 60er Jahre
Beginn einer erneuten technischen Revolution im Brauereiwesen. Massefilter werden durch Kieselgur- und Schichtenfilter verdraengt, Holzfaesser von Aluminium- und Edelstahlfaessern, die Buegelverschlussflasche von Flaschen mit Kronkorkverschluss bzw.
Plastikverschluss in der Schweiz. Hydroautomatic- und Schrittschaltsteuerungen halten in der Brauerei Einzug.

70er Jahre
Die ersten Computer- Sudhaussteuerungen leiten im grossen Stil die computergesteuerten Prozesssteuerungen in allen Bereichen der Brauereien ein. Anfangs mussten die Sudprogramme mit Programmsteckern eingegeben werden (Ziemann), waehrend der
Computer die Steuerungen ueberwachte. Sudhaustechnologien (Niederdruckkochung, Infusionsverfahren) werden unter dem Eindruck der oelkrisen ueberarbeitet, die klassische Gaerung durch zylindrokonische Gaertanks verdraengt. Radikale Marktumbrueche
loesen die ersten grossen Brauereisterben nach dem 2. Weltkrieg  aus.

80er Jahre
1981 betraegt die Weltbiererzeugung fast 1 Mrd. hl bei etwas ueber 3OOO gewerblichen Brauereien in der ganzen Welt. Weitere technische Fortschritte treiben die Rationalisierung voran. Vollautomatische Blockregallager, Fasskeller (durch die die Faesser vom walzenfoermigen Keg verdraengt wurden), ueber Funk und Telefon betriebene computergesteuerte Fuhrparklogistik etc.. Verstaerktes Umweltbewusstsein und Auflagen zwingen die Betriebe oeko- Systeme zu erarbeiten, wie Abwasser- und Abfallvermeidung und -entsorgung, Energiebilanzen, straffere Betriebs- und Fuhrparksfuehrung, modernisierte Marketingsstrategien etc.. 

90er Jahre
Gesamteuropaeische Ausrichtung von Politik und Marktgeschehen bedrohen aktiv die Aufrechterhaltung des Reinheitsgebotes. Bier wird EG- weit durch Steuerprotektionismus belastet, waehrend Wein keinerlei Besteuerung erhaelt. Neue Marketingstrategien sind noetig, besonders in Hinblick auf die Aufloesung des  ehemaligen Ostblocks.
Verstaerkte Verschachtelung internationaler Braukonzerne, die auch vor der Schweiz nicht Halt machen.














 

 

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